Heavy Metal aus Kanada:
Endlich sind Anvil wieder in Europa unterwegs! Eigentlich touren die Metal-Urgesteine aus Kanada jedes Jahr durch Europa, doch im letzten Jahr haben wir es leider verpasst, eines ihrer Konzerte zu besuchen. Heute aber wird alles nachgeholt – und zwar auf eine ganz besondere Weise: Die Legenden treten im Little Devil Café in Tilburg auf. Diese Location ist klein und intim, mit Platz für gerade einmal 175 Gäste. Kein Wunder, dass das Konzert seit Wochen restlos ausverkauft ist.
Es ist fast surreal, als gegen 17 Uhr der Tourbus vorfährt und direkt am Little Devil hält. Als erster steigt Robb Reiner aus, Schlagzeuger und Gründungsmitglied der Band. Ganz entspannt fragt er nach einem Drink und nimmt sich dann die Zeit, uns drei Vinyls zu signieren – darunter auch das neue Album One And Only von Juni 2024. Wenig später folgt Bassist Chris Robertson, seit 2014 Mitglied der Band, und erfüllt uns ebenfalls unsere Autogrammwünsche. Die beiden erzählen uns, dass sie auf der Fahrt in einen riesigen Stau geraten sind und eigentlich schon um 14 Uhr hier hätten sein sollen. Zum Glück wurde das Konzert nicht abgesagt! „Das wäre keine Option gewesen“, meint Reiner. „Gebucht ist gebucht. Ein Mann, ein Wort.“
Steve „Lips“ Kudlow scheint es weniger eilig zu haben; er bleibt noch eine Weile im Bus. Erst gegen 17:45 Uhr steigt er aus, signiert unsere Platten und verschwindet zum Soundcheck. Langsam füllt sich das Little Devil und die Schlange vor dem Konzertsaal im hinteren Teil der Bar wird immer länger. Um 20 Uhr öffnen sich die Türen, und wir ergattern wie immer die erste Reihe. Der kleine Raum füllt sich schnell, und die Spannung steigt. Kurz nach 20:30 Uhr geht das Licht aus, und die Scheinwerfer richten sich auf die Bühne. Hier gibt es keine Absperrungen, und Getränke werden tatsächlich noch in Gläsern aus Glas ausgegeben – richtig oldschool!
Die kleine Bühne scheint der Band nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil: Robertson und Lips brauchen zwar ordentlich Platz für ihre Performance, aber sie nutzen jeden Winkel aus – echte Profis eben!
Das Metal-Feuerwerk beginnt mit dem legendären March of the Crabs – ein klassischer Einstieg, den Anvil-Fans kennen und lieben. Darauf folgen 666 und Ooh Baby, und Lips feuert ein Gitarrensolo nach dem anderen ab, während Reiner am Schlagzeug die Marschrichtung vorgibt. Robertson ergänzt das Trio nicht nur am Bass, sondern auch als Background-Sänger. Dann gibt es die erste Kostprobe vom neuen Album: Truth Is Dying. Der Song geht sofort ins Ohr und macht Lust auf mehr – einfach mehr.
Später folgen Klassiker wie Badass Rock ‘n‘ Roll und Winged Assassins. Überall im Saal sieht man Headbanger; Anvil haben nichts von ihrer rohen, brachialen Energie verloren. Jeder der drei Musiker hat seinen Solo-Moment: Lips begeistert mit seinem berüchtigten „Dildo-Solo“ – irre, was er damit anstellt (lacht) –, danach zeigt Robertson, was in ihm steckt, und zum Schluss liefert Reiner ein meisterhaftes Schlagzeug-Solo, das den Saal toben lässt. Der Applaus ist ihm mehr als verdient.
Für die Zugaben packt die Band noch ein paar Kult-Songs aus, die auf keinem Anvil-Konzert fehlen dürfen: Mothra, Bitch in the Box, Jackhammer, und natürlich der größte Hit der Band, Metal on Metal. Leider markiert dieser Song auch das Ende des Abends. Nach gut 105 Minuten verabschiedet sich die Band. Lips stürmt mit seiner Flying V die Treppe hinunter ins Publikum und gibt dort sein letztes Solo zum Besten – ein genialer Abschluss für diesen unvergesslichen, metallastigen Abend.
Zum Schluss stehen die Jungs noch für Autogramme und Fotos zur Verfügung, bevor sie im Backstage-Bereich verschwinden.
Was für ein genialer Abend! Anvil? Jederzeit wieder. Und zum Glück sehen wir uns bald schon wieder: am 21.11.2024 im Kubana Live Club in Siegburg!
Setlist: Anvil – Little Devil Cafe Tilburg 07.11.2024 – One And Only Europe Tour 2024
March of the Crabs
666
Ooh Baby
Legal at Last
Truth Is Dying
Badass Rock ’n‘ Roll
Winged Assassins
Free as the Wind
On Fire
Forged in Fire
Mothra
Bitch in the Box
Swing Thing
Jackhammer
Metal on Metal
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